Gerade vor Kurzem wurde ich gefragt, was für mich eigentlich der Problem Solution Fit ist. Ganz ehrlich: Ich konnte es nicht in einem Satz erklären. Und das obwohl ich mich seit Jahren damit beschäftige. Hier mein Versuch mein Verständnis in einem kompakten Blogbeitrag zu formulieren. Leider auch länger als in einem Satz.

Was das Internet zum Problem Solution Fit sagt

Ich habe aus Neugierde im Internet etwas Research gemacht. Wie beschreiben Andere den Problem Solution Fit? Und was schliesse ich daraus? Hier eine ganz kurze Zusammenstellung:

  • This occurs when you have evidence that customers care about certain jobs, pains, and gains. Strategyzer
  • The evidence that a product, or a service, solves a customer’s problem. Studio Zao
  • Der Problem-Solution-Fit ist eine Aussage darüber, inwieweit ein entwickeltes oder zu entwickelndes Angebot („Solution“) vom Zielkunden oder Zielnutzer als Lösung für ein für ihn relevantes Problem („Problem“) gesehen wird. Brainbirds

Erkenntnis 1: Es wird viel über den Product Market Fit geschrieben und wenig konkret über den Problem Solution Fit. Schade eigentlich. Denn ohne einen sauberen Problem Solution Fit auch kein Product Market Fit.

Erkenntnis 2: Die Aussagen sind allesamt zwar korrekt, aber ausschliesslich auf das Produkt bezogen. Was komplett fehlt, ist der Bezug auf die wirtschaftliche Arbeit, das Startup, das Unternehmen. Das kommt laut den meisten Autoren erst im Product Market Fit.

Das sehe ich aber echt anders.

Innovation und Enterpreneurship = Startup

Was nützt mir denn ein mühsam erarbeiteter Problem Solution Fit einer Lösung die niemals als Produkt nachhaltig erfolgreich am Markt verkauft werden kann? Wenn ich nicht subventioniert bin, gar nichts. Jedes Produkt an der freien Marktwirtschaft muss selbsttragend oder gewinnbringend sein. Deshalb möchte ich den landläufigen Begriff des Problem Solution Fit im Kontext von Startups erweitern. Und zwar um den Aspekt des Enterpreneurship. Für mich ist ein erfolgreicher Problem Solution Fit dann gegeben, wenn eine Lösung zu einem Kundenproblem gefunden wurde und es sich nachhaltig lohnt, ein Unternehmen zur Bereitstellung der Lösung zu entwickeln. Oder in kurz:

Habe ich eine Lösung zu einem Problem und lohnt es sich, ein Unternehmen dafür zu entwickeln?

Der Problem Solution Fit im «Startup Hacking» Modell

Wenn ich das «Startup Hacking» Modell als Visualisierung meiner Gedanken verwende, kann ich noch viel besser erklären, was im Problem Solution Fit effektiv relevant ist (Sorry das Modell noch ist in Englisch. Ich habe es gerade noch überarbeitet um noch verständlicher zu werden 😉).

Startup Hacking - Problem Solution Fit

In einem Startup dreht sich alles um die vier Kompetenzbereiche Produkt, Markt, geschäftsrelevante Daten und Technologie. Einen erfolgreichen Problem Solution Fit erreichst du als Founder, sobald du die ersten vier Schnittbereiche erfolgreich kombinierst:

  • Attraktiv (Desirable): Wie interessant ist die Lösung für den Markt. Besteht eine genügend grosse Nachfrage?
  • Bezahlbar (Viable): Ist der Markt in genügendem Umfang bereit für meine Lösung zu bezahlen? Wie hoch ist die Zahlungsbereitschaft?
  • Finanzierbar (Affordable): Ist ein Unternehmen für die Bereitstellung der Lösung langfristig überlebensfähig? Natürlich unter Berücksichtigung der Nachfrage, der Zahlungsbereitschaft und der zu erwartenden Kosten.
  • Realisierbar (Feasible): Ist die Lösung technologisch überhaupt machbar? Insbesondere bei angewandter Forschung ist dieser Aspekt eines Startups mission critical.

Klar, die Bereiche sind untereinander stark abhängig und können nicht voneinander losgelöst betrachtet werden. Das Erreichen des Problem Solution Fit ist deshalb auch nicht eine gerade Linie, sondern ein Kreis der mehrfach durchlaufen wird.

Problem Solution Fit Cycle

Zum Beweisen der einzelnen Bereiche durch Fakten, verwende ich immer dieselbe Methodik. Mit einem MVP beweise ich, dass meine Produktidee attraktiv (beispielsweise mit einem Smoke Test MVP) und bezahlbar (vom Sell before you build bis zum Single Page MVP) ist. Kleiner Einschub: Wenn du mehr über MVPs wissen möchtest, lies doch den Blogbeitrag vom Digital Innovation Lab und meinen eigenen Blogpost zu «Startup Hacking». Basierend auf den Erkenntnissen aus den MVP Experimenten entwickle ich dann eine Business Model Canvas auf in welcher ich die Finanzierbarkeit meines Startups berechne. Last but not Least: In vielen Produktideen steckt auch technologische Innovation. Mit einem Proof of Concept beweise ich, dass meine Produktidee mit der entsprechenden Technologie auch realisierbar ist.

Fazit

Du merkst, ein sauberer Problem Solution Fit ist die unverzichtbare Grundlage für die spätere Entwicklung deines Startups und hoffentlich des Product Market Fits. Leider sehe ich aber oft gerade im Problem Solution Fit Founders die nicht die notwendige Sorgfalt investieren und trotzdem genügend Investments erhalten. Persönlich bin ich der Meinung, dass Investoren hier ruhig kritischer sein sollten und dafür bei einem sauberen Problem Solution Fit grosszügiger. Erfolg hat ein Startup meistens nicht wegen dem perfekten Gründerteam, sondern durch die ideale Kombination von Markt, Timing, Produkt, Business Model, Team und Finanzierung. Und der Problem Solution Fit kreiert für Markt, Produkt und Business Model die Grundlage der Finanzierung. Warum also diese Phase überspringen wenn du als Founder hier bereits zwei Drittel der Erfolgsformel erarbeitest?