Gestern hat mich Christian auf einen Post vom YC zur aktuellen Fundraising Lage aufmerksam gemacht. Da ich schon lange nicht mehr so eine knackige und – aus meiner Sicht – sehr treffende Empfehlung gelesen habe, möchte ich diese mit ein paar Kommentaren gleich hier auch posten: All credits dem YC Team für die tolle e-Mail. Quelle: https://twitter.com/AKarlov/status/1610739728311267329

Meine Gedanken und Tips zu Startup Fundraising in der Schweiz

  1. Ja. Die Wirtschaft in der Schweiz ist robuster und aktuell weniger betroffen als der Rest der Welt. Und ja, es gibt noch viele, vermögende Angels und die VC haben auch noch immer genug Geld und müssen investieren (haben doch einige VC erst noch im Dezember den Abschluss von ihrem Fund verkündet). ABER: Das Startup Game ist international und wenn du als Founder beabsichtigst eine Series A in diesem Jahr zu machen, dann klappt das nur wenn dein Startup und deine Metrics ausserordentlich gut sind und du sensationell pitchen kannst. Während im 2021 noch über 50% der Startups eine Seed und Series A abschliessen konnten, rechne ich im 2023 mit nur noch den Top 20%. Be prepared!
  2. Die Wirtschaft wird sich wieder erholen. Ich rechne ab Ende 2024 mit einer wieder höheren Investitionsfreudigkeit am Fundraising Markt. Also musst du deine Runway bis dahin strecken. Mit allen Massnahmen die weh tun: Eine Bridge von existierenden Investoren zu gleichen oder schlechteren Terms, massive Kostenreduktion mit dem Ziel Default Alive zu werden, Ziele auf ein schon fast organisches Wachstum runterfahren.
  3. Benjamin von Lightbird VC hat an der gemeinsamen Panel Diskussion an den Startup Nights einen sehr guten Umstand erwähnt. Sinngemäss: «Die letzten Jahre konnten die Startups die Terms für die Runde vorgeben und wurden teilweise fast ohne Due Diligence finanziert. Aus FOMO der VC. Das ändert sich im 2023 komplett und die VC werden wieder viel mehr Zeit und Gründlichkeit in einen Deal legen können.» Als Founder musst du in dem Fall deine Hausaufgaben gemacht haben und den VC wieder als Partner und nicht «nur» als Geldgeber akzeptieren.
  4. Die Zeit für Startup UnternehmerInnen ist nicht schlecht. Solange du effektiv eine Unternehmerin bist und keine Startup TouristIn. Unternehmer haben immer das Überleben des eigenen Unternehmen und die Rentabilität im Kopf. Bei einem Startup muss die Rentabilität in der einzelnen Unit Economic gegeben sein. Dann ist es «nur» noch eine Frage vom Wachstum und einer strengen Kostenkontrolle um früher oder später in die Break Even Zone zu kommen. Also alles Qualitäten, die eine UnternehmerIn mitbringt (und eine Startup TouristIn halt nicht).
  5. Während vor zwei, drei Jahren noch Startups mit einer Runway von 6 bis 8 Monaten sich keine Sorgen über die Finanzierung gemacht haben, bist du im 2023 damit eigentlich schon aufgeschmissen. Klar, Ausnahmen gibt es immer. Aber wieso solltest es gerade du sein? Ohne vorhandene Zusagen sieht es sehr schlecht aus für dich…
  6. Viele VCs werden nun ein bis zwei Jahre abwarten wie sich ihr Portfolio entwickelt und die eigenen Startups unterstützen anstelle neuer Investments tätigen. Diese Frist musst du als Founder in deinen Plänen auch berücksichtigen. Aus dieser Überlegung heraus kommt auch meine Aussage, dass ich ab Ende 2024 wieder mit einer erhöhten Investitionstätigkeit rechne.

Mein Fazit zum Fundraising 2023

Fundraising ist schwieriger geworden und bleibt schwierig bis sicher Ende 2024. Jedoch sind die Zeiten für echte Unternehmerinnen und Unternehmer so gut wie schon lange nicht mehr. Die Spreu trennt sich viel rascher vom Weizen und du kannst nach wie vor grössere Runden und erfolgreiche Startups aufbauen. Nur halt nicht mehr auf grossen Wetten auf Wachstum sondern auf den Grundlagen von rentablen Geschäftsmodellen.