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Ich liebe den Ansatz vom Minimal Viable Product. Nur zu oft, wird dieser aber verwendet um ein halbgegorenes Produkt an den Markt zu werfen. «Ist halt ein MVP.» höre ich dann oft von den Product Ownern. Ist ja alles ok. Meine Gegenfrage dazu lautet dann immer: «Und welche Thesen und Annahmen klärst du mit dem MVP?».

Meine Definition des MVP

Die «offizielle» Definition des MVP stammt aus dem Lean Startup Ansatz. Dieser basiert auf der Überzeugung, dass die rasche Prüfung von Hypothesen am Markt als Grundlage für ein erfolgreiches Produkt und Startup wichtiger ist als ein ausgeklügelter Business Plan. Es soll also verhindert werden, dass hohe Investitionen in Produkt und Technologie getätigt werden, welche am Markt unter Umständen nicht erfolgreich sein werden.

Ein MVP dient der empirischen Belegung von Hypothesen zu einer Marktleistung.

Klingt komplizierter als es ist. Aussagen wie «Ich bin der Meinung dass…», «Wir sollten aus meiner Sicht…» die üblicherweise zu endlosen Diskussionen über Meinungen führten, werden mit dem MVP durch empirische Daten ersetzt. Sprich der Markt entscheidet über den Nutzen von Funktionen und nicht mehr das Team.

Was in einen MVP gehört

Wenn es um den Umfang des MVP geht, stehen wiederum die verschiedensten Ideen im Raum. Ich selbst bringe immer die folgenden Argumente für den Entscheid der MVP Funktionalität:

  1. Der MVP dient der Belegung von Hypothesen (hatten wir schon mal, nicht?)
  2. Die Hypothesen beantworten zwingend die folgenden Fragestellungen:
    1. Business Model – What will break our business model if it doesn’t work?
    2. Trust – How do we establish sufficient trust to engage in a client relationship?
    3. Value Proposition – Is our value proposition strong enough to work on the market?
  3. Der MVP muss so rasch als sinnvoll am Markt sein. Wir sprechen hier von Wochen bis Monaten für den Launch vom MVP

Zudem versuche ich mit dem Technologie Team nicht komplett für den Mülleimer zu entwickeln. Auch wenn wir teilweise einen Monat länger für den Launch des MVP brauchen als vielleicht mit einer Fire&Forget Lösung, hat sich dieses Vorgehen mit einem Seed Phase Startup durchaus bewährt. Wir legen ja auch gleich die Grundlage für die erfolgreiche Unternehmenstätigkeit.

Der Markt zählt, nicht der Investor

Einen Punkt, den ich trotzdem auch ansprechen möchte ist der Einfluss vom Investor in den MVP. Der Geldgeber hat oft – teilweise auch berechtigte – Forderungen an einen MVP. Als Gründer ist es dann schwer, gegenüber den Investoren über Sinn und Unsinn von Produktideen zu diskutieren. Ich persönlich vertrete hier den Standpunkt, dass die Meinungen gute Inputs sind, aber als solche gleich wie die vom Team behandelt werden sollten. Konkret: Belegt eine der Ideen eine wichtige Hypothese? Dann rein in den MVP damit! Ansonsten als Idee im Product Backlog erfassen und gleich wie alle Anderen pflegen und hegen. Wir bauen ja schliesslich ein Produkt für den Markt, nicht für den Investor, oder?

Der MVP ist für die #leanstartup Entwicklung unverzichtbar. Ich bin sogar der Meinung, jedes Technologie Startup sollte mit MVPs seine Ideen am Markt testen. So können auch neue Funktionalitäten über Feature Flags als MVP für kleinere Kundengruppen ausgespielt und getestet werden. Wenn jemand sich auch mehr über MVPs Gedanken macht und Austausch sucht, dann schreibt doch einen Kommentar. Mich würd’s freuen!