Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und die konstante Konnektivität von Maschinen und Menschen, bringen ein komplett neues Arbeitsmodell hervor – den Digital Worker.

Eine kurze Historie der Arbeitswelt

Karl Marx hat 1849 seine Schrift Lohnarbeit und Kapital veröffentlich und darin den Begriff des Kapitalisten, der beim Arbeiter Arbeitszeit gegen Lohn als Ware beschafft, definiert. Nach Marx ist der Arbeitslohn die Summe Geld, die der Kapitalist für eine bestimmte Arbeitszeit, oder für eine bestimmte Arbeitslieferung dem Arbeiter bezahlt. In einer fairen Wechselwirkung zwischen Gewinn und Lohn, soll eine Zufriedenheit für beide, den Kapitalisten und den Arbeiter geschaffen werden. Zudem, schon fast prophetisch, hat Marx den Niedergang des Arbeitslohnes vorausgesehen, als er die Frage formuliert hat:

«Es fragt sich also, wie wird der Preis einer Ware bestimmt?»

Noch heute, wird der Preis der Ware Arbeitszeit, durch eine geregelte Präsenzzeit des Arbeiters abgegolten. Gleich wie 1849 – gleich wie vor fast 180 Jahren.

Die Ankündigung der Veränderung

Peter Drucker hat den nächsten Entwicklungsschritt 1959, mit der Definition des Wissensarbeiter, ausformuliert. In seinem Buch «The Landmarks of Tomorrow» hat er den Arbeitslohn von der körperlichen Arbeit entkoppelt. Ins Zentrum rückte das Wissen anstelle der Arbeitskraft. Diese Entwicklung kann anhand des Beispiels der Programmierung verdeutlicht werden. Die Entwicklung von Software ist an sich ein kreativer Prozess. Vergleichbar mit dem Verfassen eines Buches, ist der Aufwand zur Erstellung und das Endresultat nur mit hoher Unschärfe voraussehbar. Wie soll nun ein solcher Mitarbeiter entlöhnt werden? Kreative Wissensarbeit löste die bisher übliche Stundenentlöhnung bereits teilweise ab.

Der Aufstieg des Digital Worker

Der Digital Worker schlägt nun eine ganz neues Kapitel auf. Durch die konstante Konnektivität, die sogenannte Hyperkonnektivität, ist es dem Digital Worker möglich, an einem beliebigen Zeitpunkt und Ort zu arbeiten. Dabei wird viel weniger auf dem Wissen, sondern auf in rauen Mengen vorhandenen Daten gearbeitet. Entscheide und Zukunftsprognosen werden durch künstliche Intelligenz vorbereitet. Entscheiden wird aber trotzdem noch der Mensch.

Vom Feld, in die Fabrik. Über Büros in die Welt hinaus #digitalworker #newwork

Virtuelle Teams aus temporären Spezialisten ersetzen die Arbeitermassen in den Bürokomplexen. Entsprechend senken sich die Kosten für die Firmen massiv. Für jeden Einzelnen wird die konstante Selbstentwicklung eine Notwendigkeit, um in den neu entstandenen, virtuellen Märkten bestehen zu können.

Die Auswirkungen sind unklar

Wie sich diese Entwicklung auf die Gesellschaft auswirken wird ist noch unklar. Ich bin jedoch überzeugt, dass es eine massive Revolution im Arbeitsmarkt geben werden muss. Die Arbeitszeit reduziert sich und der Mensch wird mehr Zeit zur eigenen Verfügung haben. Aber auch deutlich weniger finanzielle Mittel; wenn wir weiterhin vom Konzept des Arbeitslohnes ausgehen. Ein Problem, dass uns und unsere Gesellschaft noch Jahrzehnte beschäftigen wird.

Ich bin überzeugt, dass wir Modelle zur Entkoppelung von Arbeitszeit und Geld finden müssen. Das philosophische Konzept von New Work, entwickelt von Frithjof Bergmann, bietet erste Antworten. Laut New Work wird das Leben der Zukunft aus drei, gleich grossen Teilen bestehen:

  • Erwerbsarbeit für Güter die nicht in Eigenarbeit erzeugt werden können
  • Selbstversorgung auf Basis von High-Tech Lösungen
  • Selbstverwirklichende Arbeit und Engagement im sozialen Umfeld

New Work geht davon aus, dass der gesellschaftliche Wohlstand, dank der Automatisierung weiter wachsen wird. Die Konsumgüter werden, dank den tieferen Kosten, immer erschwinglicher. Zudem werden sich die Produktionskosten weltweit angleichen und so wäre die Produktion von Konsumgütern wieder überall auf der Welt möglich.

Konklusion

Laut Karl Marx arbeitet ein Mensch «um zu Leben». Dieses Paradigma ändert sich mit dem Digital Worker. Meine Überzeugung ist, dass der Digital Worker «lebt um zu Arbeiten». Arbeit, Wohlstand, persönliche Entwicklung und soziales Umfeld werden zu gleichen Teilen Einzug in unseren Alltag haben können. Dafür arbeite ich; das ist meine tägliche Motivation.

Von «Arbeiten um zu Leben» zu «Leben um zu Arbeiten» #digitalworker #newwork