Zuerst Sparrow Ventures, dann Migros Aare New Business und nun noch die gesamte Innovationabteilung der Mobiliar.
Was ist los in der Inno-Branche? Untergangsstimmung?
Die hohen Wellen die aktuell schlagen sind für mich verständlich und wirken schockierend, ja beängstigend. Das hat aber mehr mit dem vorherrschenden Stil im Journalismus zu tun – Stichwort Clickbait – und aus meiner Sicht weniger mit der Realität.
Ich denke es ist wichtig, die wirtschaftliche und politische Lage mit in die Beurteilung dieser Fälle einzubeziehen.
Bei dem bis vor Kurzem vorherrschenden Niedrig-/Negativzinsumfeld und den, in der Abfolge der Krisen der letzten Jahrzehnte (zuletzt auch der Corona-Krise), expansiven Geldpolitiken der Zentralbanken, war Liquidität im Überfluss vorhanden. Ein Investitionsstau war die Folge und entsprechend wurde händeringend nach Möglichkeiten gesucht. Auch in den Innovationsabteilungen der Unternehmen.
Diese Zeiten sind vorbei und eine “Gürtel-Enger-Schnallen” Mentalität macht sich breit. In Zusammenhang mit Innovation führt dies bei Geschäftsleitungen in der Regel zu zwei Reaktionen:
1️⃣ OMG – wir müssen radikal sparen und uns auf das Kerngeschäft reduzieren. Siehe Migros und Mobiliar
2️⃣ Jetzt erst recht! Wir investieren in Erneuerung und Innovation. Siehe Lild und Lantal
Für beide Reaktionen gibt es sicherlich gute Gründe. Schlussendlich entsprechen diese Massnahmen oft dem Wertesystem und der Strategie der jeweiligen Entscheidungsträger.
Was ich trotzdem nicht nachvollziehen kann ist die Radikalität der Umsetzung.
Für mich ist Innovation eine notwendige Fähigkeit für jedes Unternehmen. Innovation führt zur Erneuerung der Unternehmung und ohne diese stelle ich die Überlebensfähigkeit in unserer von Unsicherheit geprägten Welt langfristig in Frage. Ich persönlich bin dabei ein Verfechter, dass Innovation klare Resultate, basierend auf der Unternehmensstrategie liefern muss. Ansonsten befinden wir uns im, wie im verlinkten Artikel zur Mobiliar auch erwähnten, Innovationszirkus 🎪
Meine Strategieempfehlung wäre, statt radikal den Zopf abzuscheiden, der folgende Vorschlag:
- Klare Fokussierung der internen Innovation in die Horizonte 1 (Optimieren im Kern 1 – 2 Jahre) und 2 (Wachsen am Kern, 2 – 5 Jahre)
- Klare Beauftragung der Innovation basierend auf der Unternehmensstrategie
- Schaffung eines strukturierten Innovationsportfolio statt einzelnen Wetten auf Ideen
- Reduktion der internen Kosten. Jedoch Beibehaltung der methodischen Fähigkeit zur Führung und Entwicklung von Innovation
- Zusammenarbeit mit einem starken Ökosystem zur Umsetzung der Geschäftsideen aus dem Innovationsportfolio
Dadurch können die internen Fixkosten reduziert und durch effiziente, externe Partner nach Bedarf ersetzt werden. Die Fähigkeit neue Ideen zu rentablen Produkten oder Geschäftsbereichen zu entwickeln wird trotzdem im Unternehmen beibehalten. Anstelle von Moon-Shot Ventures wird ein Portfolio von vielversprechenden Earth-Bound Ideen entwickelt und schrittweise aus der Explore-Innovations Welt in die Exploit-Management Welt überführt.
Warum also genau kostspielig aufgebaute Innovationsabteilungen komplett herunterfahren, wenn in einem lebendigen Ökosystem effizient die richtigen Innovationen weiter vorangetrieben werden könnten.
Keep on pushing 💪🏻