Vor Kurzem war ich Zuhörer an einer Panel Diskussion. Das Thema: Wie sollte der Verwaltungsrat eines Startups optimal besetzt werden. Von Aussagen wie “Er sollte ausschliesslich strategisch agieren” bis zu “Es ist ein Gestaltungsrat, kein Verwaltungsrat” habe ich einige Eindrücke mitgenommen. Konkret wusste ich aber ehrlich gesagt nicht mehr als vorher. Zu unspezifische Aussagen wie “Es müssen Personen mit unternehmerischer Erfahrung sein” bringen mich persönlich bedingt weiter.

Wie immer möchte ich etwas konkreter werden und habe mir mal selbst meine Gedanken dazu gemacht. Ich konzentriere mich dabei auf die Phase eines Early Stage Startups, also auf die ersten drei bis fünf Jahre.

Die Verantwortung des Verwaltungsrates

Nach Gesetz ist der Verwaltungsrat verantwortlich für die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens und Startups. Nicht die Founder, nicht das Management, nicht die Aktionäre. Der Verwaltungsrat. Klar, er kann einiges der Verantwortung an die operative Führung delegieren, aber er bleibt schlussendlich verantwortlich. Schon krass, oder? Kein Wunder möchte ein Verwaltungsratsmitglied für diese Arbeit in der einen oder anderen Form entschädigt werden. Das macht dann auch klar, weshalb die Zusammenstellung des Verwaltungsrates so wichtig ist. Wie soll ein Verwaltungsratsmitglied Verantwortung übernehmen, wenn es keine Ahnung von Branche oder Startups hat. Geht nicht, oder? Ist aber, gerade in Startups, immer wieder der Fall. Founder bilden den Verwaltungsrat unter sich, Investoren verlangen einen Sitz für ihr Investment oder Menschen werden nur aufgrund ihres Corporate Management Track Record in den Verwaltungsrat berufen. Das darf nicht sein.

Die ideale Zusammenstellung

Ein Verwaltungsrat eines Startups muss handverlesen und inhaltlich abgestimmt besetzt werden. Sitz gegen Geld geht nur, wenn die investierende Person auch fachlich eine gute Besetzung darstellt. Aber nicht schönreden, gell 😉 Welche Fähigkeiten sind denn eigentlich gefragt. Aus meiner Sicht sind dies die Folgenden:

  • Industrie: Hat ein grosses Netzwerk und praktische Geschäftserfahrung und Wissen in der jeweiligen Industrie des Startups. So sollte ein LegalTech Startup eine Anwältin im Verwaltungsrat haben. Diese Person kennt alle Trends und Gepflogenheiten der Industrie und kann so fachlich fundierte Strategien mitentwickeln.
  • Finanzen: Ohne eine Finanzexpertin wird es schwierig. Diese Person kann dich durch alle Regulationen, Steuerfragen oder internationale Transfers manövrieren und kennt die Pitfalls aus eigener Erfahrung. Wenn du einen CFO anstellen musst, kennt diese Person sicherlich die Richtigen.
  • Wachstum: gerade für ein Early Stage Startup ist dieses Expertise immens wichtig. Wie wird Sales betrieben, wo finde ich die richtigen Sales Mitarbeitenden, welche Growth Hacking Agenturen machen Sinn und wie kann ein neuer Markt strukturiert angegangen werden.
  • Startup: Die Startup Welt hat ihre eigenen Spielregeln. Mindestens jemand in deinem Verwaltungsrat sollte diese Regeln alle kennen und dich sicher durch die ersten Jahre von Finanzierungsrunden, Teamaufbau und Produktentwicklung navigieren.
  • Founder: Ja, jemand aus dem Founderteam sollte im Verwaltungsrat sein. Aber ja, nur jemand und nicht alle. Diese Person vertritt die Interessen der anderen Founders im Verwaltungsrat

Durch meine Aufzählung ist die Grösse des Verwaltungsrates auch schon gegeben: Nicht weniger als 3 und nicht mehr als 5 Personen. Dass diese Menschen dann auch die Erfahrung aus ähnlichen oder gleichen Unternehmensgrössen mitbringen, versteht sich von selbst. Erfahrene Unternehmer:innen sind natürlich wünschenswert, wenn nicht sogar bevorzugt.

Und wie sieht dein Verwaltungsrat aktuell aus? Nicht so gut? Dann mach dich auf die Reise und such dir Schrittweise deinen Verwaltungsrat zusammen. Muss ja nicht gleich heute sein sondern lieber die richtigen Personen als die sofort verfügbaren.